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»Chance Zukunft« - vom Praktikums- zum Ausbildungsplatz

Unternehmen sind heutzutage bei der Suche nach Fachkräften zu besonderen Anstrengungen gezwungen, gerade in der wirtschaftlich starken Rhein-Main-Region. Ausbildungsplätze bleiben oft unbesetzt. Gleichzeitig haben Jugendliche Schwierigkeiten bei der Ausbildungsplatzsuche, aber dennoch den Willen und das Potential, ihre Talente einzubringen und sich weiterzuentwickeln.

Mit dem Dietzenbacher Projekt „Chancen für die Zukunft. Auf der Suche nach verborgenen Talenten“ bringt diese Initiative junge Menschen, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben mit ausbildenden Unternehmen zusammen. Mit Erfolg, wie man bei Hilal, Mete und Haitam sieht.

Die drei Dietzenbacher, alle zwischen 17 und 18 Jahren, haben durch das Projekt im vergangenen Jahr eine Art Praktikum – eine Stelle im Rahmen der Einstiegsqualifizierung – angetreten. Ein paar Monate später, sind alle drei seit August in einem Ausbildungsverhältnis und fühlen sich dort sichtlich wohl und wertgeschätzt.

Hilal Azehaf zum Beispiel hat bei den Städtischen Betrieben angefangen, den Beruf als Schreiner zu erlernen. Ein Glücksgriff für beide Seiten, denn während seiner einjährigen, bisherigen Tätigkeit seit August 2019 hat Hilal viele Eindrücke gewonnen, hat tatkräftig mit angepackt – beispielsweise beim Treppenbau in einer Kita oder bei Spielplatzreparaturen – und sich bewiesen. „Ich fühle mich wohl im Team“, sagt Hilal, der einer von drei Schreinerauszubildenden ist.

Ebenfalls bei den Städtischen Betrieben hat Mete Bagci angefangen. Er möchte Elektriker werden und ist auf dem besten Weg dahin. Seit November ist er dabei und hat das Stadtgebiet sehr gut kennengelernt. „Ich bin schon in vielen Häusern wie Kitas und Sporthallen gewesen, um dort an der Elektrik mitzuarbeiten“, erklärt Mete. Hubsteiger fahren und Lampen bei der Straßenbeleuchtung austauschen mache ihm dabei am meisten Spaß. „Die Aussicht ist klasse“, sagt er.

Eine Etage tiefer, nämlich im Tiefbau, ist Haitam Salih Eddine unterwegs. Als Auszubildender als Rohrleitungsbauer bei den Stadtwerken Dietzenbach ist die Trinkwasserversorgung sein Gebiet. Wasseruhren, Hausanschlüsse, Hydranten gehören seit August 2019, dem Start des Praktikums, zum Tagesgeschäft. Er ist ebenfalls stolz, seit fast vier Monaten einen Ausbildungsplatz zu haben.

Hilal, Mete und Haitam sind Pioniere in dem Projekt der Einstiegsqualifizierung und machen Mut für die Zukunft. Denn auch für dieses Jahr sollen nach den Vorstellungen von Fatma Mitiler, der Projektkoordinatorin, Jugendliche und Unternehmen zusammengeführt werden. „Bürgermeister Jürgen Rogg und Erster Stadtrat Dr. Dieter Lang haben Ende August über 90 Betriebe angeschrieben, über das Projekt informiert und dazu aufgerufen, sich bei uns zu melden“, erklärt Mitiler.

Es gäbe bereits weitere konkrete Gespräche mit Unternehmen aus der Region, z.B. aus der Energiebranche, dem Fitnessbereich, der Lebensmittelindustrie und der Logistik. „Wir freuen uns jedoch auch noch über neue Firmen, die daran Interesse haben“, sagt Mitiler (06074-2113-272 | chancen@dietzenbach.de).

Mit gutem Gewissen dafür werben kann beispielsweise Michael Würz,Technischer Betriebsleiter der Städtischen Betriebe: „Gut ausgebildeter, motivierter und teamfähiger Nachwuchs ist das A und O für ein Unternehmen. Wir haben mit diesem Programm bisher gute Erfahrung gemacht und möchtenunsere neuen Auszubildenden nicht missen.“

Thomas Vollmuth, Geschäftsführer der Stadtwerke Dietzenbach, ergänzt. „Gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind das wichtigste Kapital für ein Unternehmen. Darin frühzeitig zu investieren, auch mit innovativen, sozialen Ansätzen, ist für die Zukunftsfähigkeit und Stabilität wichtig.“ Deshalb engagiere er sich gerne in der AG 3 „Arbeit“ zur Umsetzung des Integrationskonzeptes und in Form dieses Projektes. „Die Aufgaben der Stadt, die Daseinsvorsorge, gewinnt immer mehr an Bedeutung und ist systemrelevant. Junge Menschen fühlen sich wohl in dieser öffentlichen, abwechslungsreichen und attraktiven Aufgabe“, weiß der Geschäftsführer.

Wie läuft das Projekt der Einstiegsqualifizierung (EQ) konkret ab?

  1. Wenn ein Unternehmen Interesse an der Projektteilnahme hat, kann es gerne mit der Koordinierungsstelle in Kontakt treten.
  2. Diese informiert Kooperationspartner und interessierte Jugendliche, dass die Firma einen Einstiegsqualifizierungs-Platz anbietet.
  3. Das Unternehmen erhält die Bewerbungsunterlagen des Bewerbers/der Bewerberin über die Koordinierungsstelle. Bei Interesse würde einen Termin für ein Vorstellungsgespräch vereinbart werden.
  4. Bei einer Zusage seitens des Unternehmens und des Bewerbers bzw. der Bewerberin muss eine Anmeldung bei der Berufsschule erfolgen. Hier unterstützt die Koordinierungsstelle gerne.
  5. Den Antrag auf Gewährung von Fördermitteln erhält das Unternehmen dann von der Agentur für Arbeit oder der Pro Arbeit. Arbeitgeber können einen Zuschuss zudem an den/die EQ-Teilnehmer/in gezahlten Gehalt von bis zu derzeit 247 € (seit 01.08.2020) sowie eine Pauschale als Zuschuss zum Gesamtsozialversicherungsbeitrag erhalten.
  6. Als letzter Schritt ist ein Vertrag zwischen Arbeitgeber und der/dem Jugendlichen abzuschließen. Eine Kopie dieses Vertrages ist bei der zuständigen Kammer einzureichen und beim Sozialversicherungsträger anzumelden.

Nach der sechs- bis zwölfmonatigen Dauer informieren der/die Einstiegsqualifizierungs-Teilnehmer/in und die Agentur für Arbeit bzw. die Pro Arbeit die Koordinierungsstelle und ggf. das Jugendberatungsbüro des Kreises Offenbach RoOF*, ob die Maßnahme Erfolg hatte und eine Übernahme in ein Ausbildungsverhältnis in das 1. (oder sogar in das 2.) Lehrjahr erfolgen kann. Nach Beendigung der EQ findet ein Abschlussgespräch statt und dem/der EQAbsolvent/in wird ein Zeugnis ausgestellt. Spätestens zwei Monate nach Beendigung soll der EQ-Verwendungsnachweis an die Agentur für Arbeit oder Pro Arbeit übermittelt sein.

* Das Jugendberatungsbüro RoOF ist zuständig für junge Menschen im Alter von 13 bis 27 Jahren aus Dietzenbach, egal ob es um Fragen zur Berufsberatung, Ausbildungsplatzsuche, Schulbesuch, Arbeitsaufnahme oder um persönliche und familiäre Probleme geht. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen können das Projekt bspw. bei der Teilnehmendenakquise, der Anbahnung der EQ mit Antragstellung, der Begleitung der jungen Menschen während der EQ und bei der Überleitung in das Ausbildungsverhältnis unterstützen.