Ein unterschätztes Alltagsprodukt im Fokus
Welt-Toilettenpapier-Tag
Aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken und doch selten bewusst wahrgenommen: das Toilettenpapier. Laut dem Statistischen Bundesamt verbraucht jede erwachsene Person in Deutschland jährlich etwa 15 Kilogramm Toilettenpapier. Das entspricht, je nach Marke und Ausführung, ungefähr 102 Rollen pro Jahr oder rund 9 Rollen pro Monat. Würde man die jährliche Menge eines 4-köpfigen Haushalts übereinanderstapeln, überragte dieser Turm sogar den Dietzenbacher Aussichtsturm auf dem Wingertsberg. „Der Welt-Toilettenpapier-Tag bietet eine gute Gelegenheit, um die Bedeutung dieses scheinbar unscheinbaren Produkts in unserer Gesellschaft zu reflektieren“, betont Guido Schick, Geschäftsführer der Stadtwerke Dietzenbach.
Von der Antike bis zur Gegenwart: Eine historische Reise
Die Ursprünge des Toilettenpapiers reichen bis ins antike China zurück. 1857 ließ der amerikanische Geschäftsmann Joseph Gayetty das erste industriell hergestellte Toilettenpapier unter dem Namen „Gayetty's Medicated Paper“ patentieren, das als Einzelblätter verkauft wurde. In Deutschland wurden die ersten Rollen 1928 eingeführt, womit der Grundstein für das moderne Toilettenpapier gelegt wurde.
Frühe Alternativen: Von Blättern bis Schwämmen
Blätter, Pflanzenfasern, Schafwolle und sogar Schwämme gehörten zu den üblichen Mitteln der Körperhygiene. Mit der zunehmenden Papierproduktion für Bücher und Zeitungen fand auch Papier seinen Weg in die Toiletten. Diese Entwicklung wurde jedoch durch die Einführung der Wasserklosetts beeinflusst, da bestimmte Papiersorten in der Kanalisation problematisch wurden.
Das moderne Toilettenpapier: Mehr als nur Bequemlichkeit
Heutiges Toilettenpapier ist nicht nur ein Synonym für Komfort, sondern auch ein wichtiger Faktor für den Umweltschutz. Es wurde speziell dafür entwickelt, sich im Wasser schnell aufzulösen und ist biologisch abbaubar. "Toilettenpapier ist so konzipiert, dass es in modernen Kläranlagen problemlos verarbeitet werden kann", erklärt Jannis Wirth, Technischer Bereichsleiter der Stadtwerke Dietzenbach.
Papierprodukte wie Feuchttücher, Küchenrollen oder Taschentücher sind weniger abbaubar und können zu Verstopfungen in den Kanalsystemen führen. Diese können nicht nur in privaten Haushalten, sondern auch im öffentlichen Kanalsystem erhebliche Probleme verursachen und hohe Kosten nach sich ziehen. Jannis Wirth mahnt: „Feuchttücher und andere feste Materialien gehören nicht in die Toilette. Solche Stoffe können in Pumpen und Kläranlagen große Schäden verursachen.“
Nach dem Spülen
Nach dem Spülen beginnt die Reise des Toilettenpapiers zur Dietzenbacher Kläranlage, wo das Abwasser von etwa 35.000 Einwohnern aufbereitet wird. In der mechanischen Reinigungsstufe werden grobe Abfälle wie Hygieneartikel weitestgehend entfernt, während sich das Toilettenpapier bereits größtenteils aufgelöst hat. In den folgenden biologischen und chemischen Reinigungsstufen werden die restlichen Bestandteile weiter abgebaut, bevor das gereinigte Abwasser sicher in die Umwelt zurückgeführt wird.