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Damit dem Kanal und der Kläranlage keine Verstopfung droht: Nicht alles in die Toilette werfen!

Sie gehören zu den Selbstverständlichkeiten des Alltags: Auf die Funktionsfähigkeit der verschiedenen Pumpwerke im Stadtgebiet und der Kläranlage an der Limesstraße verlassen sich die Nutzer gerne. Allerdings ist es gerade derzeit notwendig, diese Anlagen nicht unnötig zu belasten. Schließlich sorgen sie dafür, dass das Wasser gereinigt wird, um zurück in die Natur zu fließen. Neben Millionen von Mikroorganismen im Klärwerk kümmern sich insbesondere auch die Mitarbeiter vor Ort darum, dass dies zu jeder Zeit funktioniert.

Entsprechend starten die Stadtwerke Dietzenbach, die für die Kläranlage zuständig sind, einen Aufruf: „Was in den Restmüll gehört, muss auch dort entsorgt werden“, fordert Thomas Vollmuth, Geschäftsführer der Stadtwerke, auf. Selbst wenn es sich eher um unappetitliche Sachen handele, wie Windeln, Essensreste, Slipeinlagen oder Katzenstreu. Allzu oft würden über die Toilette Dinge entsorgt, die großen Schaden anrichten. Das führe zunächst zu Problemen in den eigenen, privaten Leitungen, im öffentlichen Kanal- und Pumpensystem und könne schlimmstenfalls sogar Teile des Klärwerkes lahm legen, was hohe Kosten verursache.


Einer der neusten potenziellen Verstopfungsanlässe in den Pumpwerken der Dietzenbacher Kläranlage, die aktuell das Abwasser von rund 34 000 Einwohnern sowie der Gewerbe- und Industriebetriebe behandelt, sind die aus Hygienegründen so beliebten Feuchttücher. Zwar wurde im Laufe der Zeit die Technik regelmäßig weiterentwickelt. Aber mancher trendigen Anforderung sind Pumpen und Anlage dann doch nicht gewachsen. „Viele denken über die Entsorgung der Tücher gar nicht nach, sie ähneln dem Toilettenpapier, dienen meist demselben Zweck und schwups, wandern sie in die Toilette“, weiß Dr. Linda Hinken, Prokuristin der Stadtwerke und Leiterin der Abteilung Abwasserentsorgung.

Dabei haben mehrere Studien, auch auf internationaler Ebene, inzwischen festgestellt, dass gerade diese Hygienestoffe sich zum größten Feind der technischen Anlagen entwickeln können. Bestehen sie doch nicht aus Papier, sondern, meist aus reißfestem Vlies, das sich nur sehr schlecht auflöst. „Die Feuchttücher zersetzen sich nicht und vermischen sich bei ihrem Durchlauf in der Anlage zu einem verfilzten Zopf“, erklärt Hinken. Dieser blockiere nicht nur die Rechen, die als erste Reinigungsstufe die groben Stoffe aus dem Wasser fischen und separieren. Die Tücher setzen auch die Pumpen zu, inzwischen ist bekannt, dass bereits etwa 125 Kunstfaser-Tücher zu einer Verstopfung einer typischen kleineren Abwasserpumpe in der Kläranlage führen können.

„Verstopfte Pumpen müssen außer Betrieb genommen und manuell gereinigt werden“, sagt Hinken. Das ist für das Personal sehr aufwändig und erhöhe die Kosten, die letztlich jeder Bürger über die Abwassergebühr bezahlen muss. So haben Studien eine Kostensumme errechnet, die etwa 250 Prozent des Kaufpreises der Tücher umfasst. Den höchsten Anteil an Kunststoff und damit auch den höchsten Grad an Reißfestigkeit weisen Untersuchungen nach vor allem Baby-Feuchttücher auf. Nicht selten trifft da das Problem der Verstopfung auch Haus- und Wohnungsbesitzer. „Wir wurden schon gerufen, wenn Feuchttücher private Abwasserrohre, Pumpen oder Abwasserhebeanlagen außer Gefecht gesetzt haben“, so die Ingenieurin.


Dabei finden sich Empfehlungen, die Feuchttücher nicht über die Toilette, sondern den Hausmüll zu entsorgen, auf fast jeder Packung. Allerdings wurde über Befragungen festgestellt, dass die meisten Verbraucher die Hinweise entweder gar nicht erst lesen, oder sich nicht daran halten. „Eine Lösung könnte sein, dass die Hersteller den Kunstfaser-Anteil der Tücher reduzieren oder dass sogar Verbote ausgesprochen werden“, so Hinken. Bis dahin sei die einzige Abhilfe, die Bevölkerung immer wieder zur Mithilfe aufzurufen. „Also bitte daran denken: Über die Toilette nur Toilettenpapier entsorgen, das gilt immer und aufgrund der aktuellen Lage jetzt besonders.“